Der Glockenturm von St. Augustinus
Am Heiligen Abend 1983 erklangen zum ersten Mal die Glocken der neuen St. Augustinus-Kirche an der Göttinger Chaussee. Damit wurde, wie es die Seelsorger Pater Fox, Pater Gabor und Pater Schmengler zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, Herrn Gödeke, im Geleitwort zur Glockenweihe am 06.November 1983 schreiben "ein vorläufiger Schlußpunkt nach außen" gesetzt. Bis dahin war es ein längerer Weg.
Am 26.08.1930 wurde Ricklingen eigene Seelsorgestelle und am 31. August 1930 die erste St. Augustinus-Kirche (in der umgebauten Gaststätte "Ricklinger Turm") am Hahnensteg in Hannover-Ricklingen geweiht.
Insbesondere durch zuströmende Katholiken, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden (1953 hat St. Augustinus bereits 6000 Gemeindemitglieder!) reicht der Kirchenraum aber bald nicht mehr aus. Im Mai 1953 wird ein Kirchbauverein gegründet und schon bald darauf kann ein Grundstück an der Göttinger Chaussee in Hannover-Oberricklingen erworben werden, auf dem eine neue, größere St. Augustinus-Kirche entstehen soll.
Als der Neubau der St. Augustinus-Kirche am 06.11.1955 benediziert wurde, fehlte der Kirche noch ein Glockenturm. Dieser war nicht realisierbar, da die Finanzmittel des Bistums zunächst für neu zu errichtende Kirchen benötigt wurden.
Für die Gemeinde St. Augustinus gehörte ein Kirchturm aber mit zum Bild einer Pfarrkirche. So erfolgte am 21. Juni 1966 unter Pfarrer Pater Mölders die Grundsteinlegung zum Bau des Glockenturmes. Ende 1966 konnte der Bau abgeschlossen werden. Allerdings scheiterte nun die Anschaffung von Glocken am fehlenden Geld, auch weil die Umgestaltung des Innenraumes der Kirche nach den Richtlinien des zweiten vatikanischen Konzils Vorrang hatte.
Nachdem trotz dieser Anstrengungen weiterhin auch Spenden für Glocken eingingen, wurde 1983 ein gezielter Spendenaufruf für ein Glockengeläut gestartet, der ein ungeahnt positives Echo fand.
Die Eifeler Glockengießerei H.A. Mark in Brockscheid wurde mit der Fertigung des Vierer-Geläutes beauftragt. Zum Glockenguß fuhren Augustiner in die Eifel.
Am 06. November 1983 fand die Glockenweihe durch Altbischof Heinrich Maria Janssen statt:
"Segne diese Glocken, die dein Lob künden. Sie sollen Deine Gemeinde zum Gottesdienst rufen, die Säumigen mahnen, die Mutlosen aufrichten, die Trauernden trösten, die Glücklichen erfreuen und die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg begleiten. Segne alle, zu denen der Ruf dieser Glocke dringen wird, und führe so Deine Kirche von überall her zusammen in Dein Reich."
Nicht jeder empfand die Glocken als Segen, wie einige in der Pfarrchronik zu lesende Stimmen von Anwohnern belegen; sie fühlten sich in ihrer Sonntagsruhe gestört. Die kleine Schrift zur Glockenweihe zitiert (daher prophylaktisch) auf ihrer letzten Seite aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 12.10.1983:
"Das kirchliche Glockengeläut stellt nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes (Az.: 7 C 44.81) in Berlin grundsätzlich keine unzumutbare oder erhebliche Lärmbelästigung für Anwohner dar. In seiner am Dienstag veröffentlichten Entscheidung verweist das Gericht darauf, daß das Läuten der Glocken, das zu kultischen Zwecken in dem üblichen Rahmen erfolge, bei Abwägung der Freiheitsgrundrechte des einzelnen mit dem Grundrecht der Kirche auf ungestörte Religionsausübung eine zumutbare und sozial adäquate Einwirkung sei."
Beschreibung der vier Glocken von St. Augustinus
Die Christus-Glocke
Sie hat einen Durchmesser vom 970 mm, ein Gewicht von 600 kg und ist auf den Ton gis'=as'gestimmt.
Am oberen Rand trägt sie die Inschrift"Pacem relinquo vobis, pacem meam do vobis" (Joh 14,27).
In der Mitte ist Christus in der Wiederkehr dargestellt, ein Buch mit der Beschriftung "Pax in Terra" in seiner Hand.
Darunter findet sich die Bitte: "Jesus Christus, Friedensfürst, lenke die Herzen der Menschen und gib Frieden unseren Zeiten".
Die Marien-Glocke
Sie hat einen Durchmesser von 870 mm, ein Gewicht von 400 kg und ist auf den Ton ais'=b'gestimmt.
Oben trägt sie die Inschrift"Mit dir rufen wir: Magnificat anima mea dominum".
In der Mitte findet sich eine Mariendarstellung.
Am unteren Glockenrand steht die Bitte: "Maria, Mutter, Königin und Helferin, tritt ein für die getrennte Christenheit und schütze die zu dir Flehenden".
Die Augustinus und Monika-Glocke
Sie hat einen Durchmesser von 780 mm, ein Gewicht von 300 kg und ist auf den Ton his'=c" gestimmt.
Als obere Inschrift ist zu lesen"Ama etfac, quod vis".
In der Mitte sind der Hl. Augustinus und seine Mutter, die Hl. Monika dargestellt.
Darunter findet sich die Bitte: "Seid Vorbild unserer Gemeinde für Einheit und Liebe".
Die Don Bosco-Glocke
Sie hat einen Durchmesser von 660 mm, ein Gewicht von 180 kg und ist auf den Ton dis"=es" gestimmt.
An oberen Rand ist zu lesen"Da mihi animas, cetera tolle".
In der Mitte sind der Jugendapostel Don Bosco und symbolische Hände zu sehen.
Am Glockenrand steht die Bitte: "Hl. Johannes Bosco, Vater, Lehrer und Freund der Jugend, hilf uns in unserem Bemühen: miteinander zu glauben, aufeinander zuzugehen, füreinander einzustehen."
Auf der Rückseite tragen alle Glocken den Vermerk: "Gegossen im heiligen Jahr 1983 für St. Augustinus, Hannover-Ricklingen, von der Eifeler Glockengießerei H.A. Mark/Brockscheid".
Dem "vorläufigen Schlusspunkt nach außen" fügt das (o.g.) Geleitwort zur Glockenweihe hinzu:
"Im inneren, geistigen Bereich unserer Gemeinde soll der heutige Tag uns darin bestärken, daß bei allem Einsatz für äußere Aufgaben das eigentliche Bemühen unserer Gemeinde dem inneren Aufbau in den verschiedensten Bereichen zu gelten hat. Die Verpflichtung zu diesem Apostolat möge uns der heutige Tag der Glockenweihe bewußt machen und uns mit neuem Elan ans Werk gehen lassen." U. R.
Inschrift der Steintafel am Glockenturm
A-D 1966 WURDE DIESER TURM ERRICHTET * A-D 1983 STIFTETE DIE GEMEINDE DAS VIERSTIMMIGE 1500 KG SCHWERE BRONZE-GELÄUT * GEGOSSEN VON * MEISTER AUGUST MARK IN BROCKSCHEID i. D. Eifel * DIE GLOCKENWEIHE FEIERTE DIE GEMEINDE AN IHREM * KIRCHWEIHTAG 1983 *
IHR GLOCKEN * AUF DIE NAMEN CHRISTUS * MARIA * AUGUSTINUS * MONIKA UND DON BOSCO GEWEIHT * LOBET DEN ALLMÄCHTIGEN HERREN * VERSAMMELT DAS CHRISTLICHE VOLK * KÜNDET DIE FROHEN FESTE * BEKLAGET UNSERE LIEBEN TOTEN! O.A.M.D.G